Rauhaardackel Nobby

„So ein Hundeleben“ Kleine Leseprobe:

 


 

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Nachdem Herrchen und ich Anfang des Jahres zurück in unserem Dorf waren, fiel ihm ein, dass ich ja meine jährliche Spritze gegen die Tollwut bekommen müsste, damit uns die Ausländer in ihr Land lassen. Also fuhren wir mit dem Wohnmobil am 16.1.03 zu Dr. Pieks-Pieks. Damals war ich noch sehr tapfer.

Als wir vom Arzt kamen und auf unserem Hof standen, öffnete Herrchen die Tür um auszusteigen. Diesmal war ich schneller. Die Toreinfahrt war noch offen und auf dem Fußweg gegenüber lief eine Hündin, die wie nach Chanel roch. Ohne zu überlegen spurtete ich los. Leider kam in diesem Moment eine Nachbarin viel zu schnell unsere schmale Dorfstraße entlang gedüst und ich geriet unter ihr Fahrzeug.


Es rumpelte, tat sehr weh, und ich war völlig benommen. Geblutet habe ich aber kaum. Herrchen holte mein Körbchen aus dem Auto, legte mich vorsichtig hinein und dann ging es sofort wieder zurück zu Dr. Pieks-Pieks. Ich bekam erst einmal eine Spritze gegen die Schmerzen. Dann wurde ich geröntgt. Die Aufnahme ergab, dass ich eine multiple Beckenfraktur hatte. Das könne er nicht, wohl aber die Tierärztliche Hochschule operieren. Das Becken würde man mit zwei verschraubten Stahlplatten stabilisieren.

Sofort fuhren wir dorthin und mussten sehr lange warten, bis ich erneut untersucht und geröntgt wurde. Spätabends verabschiedete ich mich von Herrchen, aber das habe ich nicht so richtig mitbekommen. Mein Blick zum Abschied sagte, dass ich brav sein würde und er mich bald wieder abholen soll.

Den nächsten Morgen kam ich unters Messer. Vollnarkose, Pieks, und du schläfst und kriegst nichts mehr mit. Die ganzen schönen Haare haben sie mir von Rücken und Bauch abrasiert! Und dann der mächtige Schnitt querrüber!

Mit Pillen kam ich langsam wieder auf die Beine und machte erste Stehversuche. Überall roch es nach fremden Tieren und Desinfektionsmitteln. Mir gefiel es dort überhaupt nicht, obwohl mich gelegentlich die Lernschwestern streichelten, weil ich so traurig guckte. Das war Massenabfertigung. Nur schnell raus hier. Mir fehlten die Streicheleinheiten von Herrchen und die häusliche Umgebung.

Nach einer Woche im Krankenhaus erlebte ich die größte Freude meines Dackellebens. Ich wurde nach unten in den Flur getragen. Dort stand tatsächlich mein Herrchen! Ich vergaß alle Schmerzen, tänzelte um ihn herum und schrie vor Freude, so laut ich konnte. Als er in die Hocke ging, habe ich ihn mächtig abgeschleckt. Ich konnte mich gar nicht beruhigen. Einige Schwestern schauten uns zu.

Ich stieg in mein Körbchen und wurde ins Wohnmobil getragen. Nur weg von hier! Hier will ich nie wieder her. Leider ging dieser Wunsch nicht in Erfüllung.

Anfangs tat die Wunde noch sehr weh. Obwohl ich wollte, beim Gassi gehen machte ich schnell schlapp. Nachdem Dr. Pieks-Pieks die Fäden gezogen hatte, ging es mit meiner Gesundheit schnell bergauf. Nur der Regen und die Kälte, es war ja Ende Januar, behagten mir überhaupt nicht auf meinem nackt geschorenen Hinterteil. Wenn in späteren Jahren die Witterung feucht und kalt war, tat es am Hinterlauf immer weh. Aber wir wollten einen erneuten Krankenhausaufenthalt ersparen. Lieber behielt ich die Schrauben und Platten und lief langsamer.

Im Februar feierte Leonore, das neue Frauchen in einer Gaststätte in Berlin ihren 60. Geburtstag im Kreise der Familie und mit Freunden. Sogar Herrchens Sohn Lars und Leo kamen aus Zürich. Das war gleichzeitig so etwas wie eine Abschiedsparty, denn im Frühjahr wollte Frauchen ihr Haus aufgeben und zu uns nach Ilten ziehen.

Im März waren wir wieder unterwegs in den Süden. Die erste Station war Hapimag Bordighera in Italien. Dort am Meer war es doch noch recht kühl. Dann verbrachten wir eine Woche in der Ferienanlage La Madrague, wo ich in meiner Kindheit schon einmal war.

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Schön sind diese Hapimag -Apartments, aber sehr teuer! Herrchen hat versucht es mir zu erklären: Zuerst musste er 21 TDM für 3 Aktien zahlen, dann einen Jahresbeitrag von ca. 700€ und, wenn wir dort wohnen, ca. 150€/Woche zahlen. Akira und ich kosten extra. Und er wird die Aktien nicht los! Die wollen sogar 500€ Beratungsgebühr, wenn man diese Papiere privat verkauft! Die reinste Geldvernichtung, schimpft Herrchen.

Na, Hauptsache ihm bleibt noch Geld für mein Pedigree und die Hundesteuer!

Im September, das werde ich nie vergessen, habe ich auf dem Feld beim Spaziergang meine erste Maus gefangen. Die wollte ich Herrchen bringen. Ich hielt sie den ganzen Rückweg, etwa zwei Kilometer, mit den Zähnen vorsichtig fest. Erst als Herrchen daheim ein Foto gemacht hatte, ließ ich widerstrebend los.

***

Meinen letzten Tag verbrachten wir im Garten. Mir ging es verdammt schlecht.

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ehemals ISBN 978-3-925658-08-2

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